Vernissage | Samstag · 28.11.2015 · 19 Uhr
Auf dem ausladenden, alten, malerisch-verklecksten, schrundigen Küchentisch bei Irini Mavromatidou verteilen und stapeln sich schwarz-weiße Portraits im Kleinstformat und ins Oval geschnittene Arbeiten aus Archivkarton, handtellergroß.
Vielfarbige, feinziselierte Bänder zieren die Ränder. Ihre filigrane Zeichnung lässt an fleißige Klöppelspitzen um Taschentücher und Krägelchen unserer Großmütter denken.
Wie alles so daliegt, in seiner eigenwilligen Ikonografie von Amuletten, Votivtäfelchen, Miniaturen erzählt … greife ich wahllos in die Ovale … halte eines in Augenhöhe … wird es
zum Spiegel?
Wie sehe ich mich? Fragt die Zwiesprache und verliert sich darin; wandert an dem Zierrat entlang, haltsuchend.
Alles braucht einen Rahmen meditiert das Imago, um nicht aus dem Rahmen zu fallen.
So zufällig Assoziationen zu den Arbeiten der Künstlerin erscheinen, – sind sie doch gespeist aus den Motiven der Bildgeschichte, Geschichte der Bilder, die ein jeder seit Generationen mit sich herumträgt – und die im Dialog mit Irini Mavromatidous Objekten ans Licht wollen …
Hält die Künstlerin in ihren Werken nicht Zwiesprache mit sich, mit dem Betrachter? Nimmt sie nicht Tuchfühlung auf und gibt ihr ästhetisches Erleben weiter?
Über die Jahre hat Irini Mavromatidou sich eine künstlerische Identität erarbeitet; über Zeiten und Zeitgegebenheiten hinweg eine „Zeichensprache“ fantasiert und imaginiert, die weiterziehen und fortschreiten will.
Ihr Blick auf die Welt, ihre Liebe zum Kleinen, ihre persönlichen Bilderfindungen halten in Momentaufnahmen stille, das Erhoffte in gestaltete Gedanken übertragend.
Jede Arbeit gleicht einem Protokoll von Prozessen, die „Welt“ zu der ihren zu machen … und das Ergebnis will auf die Bühne.
So wird die Galerie zu ihrem Rahmen.
Merret Wohlrab Bielefeld im Oktober 2015
Galerie HINTEN
Augustusburger Str. 102 · 09126 Chemnitz